Hoffnungsvoller Beginn ... Drucken

Chorprojekt mit Dementen nimmt Fahrt auf



In enger Zusammenarbeit mit der örtlichen Musikschule hat die "Bürgerhilfe Dreieich", der Förderverein des Alten- und Pflegeheims "Haus Dietrichsroth" der Johanniter, erfolgreich einen neuen Chor aus der Taufe gehoben. Dem Ensemble gehören neben dementen und gesunden Heimbewohnern auch externe Sänger an. Die Leitung liegt in den Händen von Martin Winkler, dem "Mann am Klavier". (Foto: p)
DREIEICH. Sechs Wochen nach dem Start im Februar zeigt sich Klaus Hellweg durchaus zufrieden. Der Vorsitzende der "Bürgerhilfe Dreieich" spricht von einem hoffnungsvollen Beginn und meint die gelungene Gründung eines Chores aus dementen und gesunden Frauen und Männern. Schon beim ersten Treffen des Ensembles seien über 25 Sängerinnen und Sänger mit von der Partie gewesen, Tendenz steigend. Es handelt sich bei den Chormitgliedern um Bewohner des Alten- und Pflegeheims "Haus Dietrichsroth" der Johanniter, die von externen Teilnehmern verstärkt werden. Die Leitung der Gruppe hat Martin Winkler, der langjährige Chef der örtlichen Musikschule, übernommen.

Hellweg, der sich in dieser Woche gegenüber der DZ zu den in den ersten Treffen gesammelten Erfahrungen äußerte, unterstreicht den besonderen Pilotcharakter einer Aktion, die erstmals in Dreieich an Demenz Erkrankte und völlig Gesunde in einem gemeinsamen Freizeitprojekt vereint. Die Idee dafür entstand während der "Dreieicher Demenzwochen" vor zwei Jahren. Damals hatte ein ebenfalls "gemischtes" Ensemble die Eröffnungsveranstaltung bereichert, es blieb allerdings bei einem einmaligen Auftritt. Einen weiteren Anstoß gaben die Besuche der Wiesbadener "Clown Doktoren" an der Taunusstraße. "Demente Menschen", so fasst Hellweg eine wichtige Beobachtung zusammen, "können sich an sehr vieles überhaupt nicht mehr erinnern - sehr oft aber an Texte und Melodien von Liedern, die sie früher einmal gesungen haben. Musik habe sich bei vielen dementen Menschen tief in der Erinnerung festgesetzt. Sie sei dazu in der Lage, Erkrankte zumindest vorübergehend aus ihrer sehr eigenen Welt zu holen.
Auf eben diesem Sachverhalt baut die Kooperation zwischen "Bürgerhilfe" und Musikschule auf. Nachdem es sich laut Hellweg als "ausgesprochen schwierig" erwiesen hatte, einen geeigneten Chorleiter zu finden, stieg Winkler schließlich selbst in den Ring. Das war auch deshalb möglich, weil der vielfach beschäftigte Profi und Dreieicher Kulturpreisträger des Jahres 2002 nach der Selbstauflösung des Gesangvereins "Eintracht" Sprendlingen über freie Zeitkontingente verfügt. Sein erklärtes Ziel ist es nicht, die Gruppe zur Auftrittsreife zu führen, sondern allen Beteiligten Freude an der Musik zu vermitteln.
"Allen macht es unglaublichen Spaß, wenn Winkler sich an das Klavier setzt und altbekannte Lieder - oftmals Volkslieder, aber auch Evergreens, intoniert, manchmal den Liedtext auch erst vorspricht, damit jeder mithalten kann", berichtet der Vorsitzender der "Bürgerhilfe". "Da ist es dann auch völlig unwichtig, dass die Gehandicapten wenig mit den Notenblättern anfangen können. Sie machen, jeder so gut er kann, einfach mit, summen, murmeln oder singen die vertrauten Melodien von damals mit." Winkler schaffe es immer wieder, "sie durch seine offene und fröhliche Art zu animieren".
Der Verein "Dreieicher Weihnachtskalender" hatte den integrativen Chor im vergangenen Jahr auf die Liste förderungswürdiger Projekte gesetzt. Somit steht laut Hellweg ein Zuschuss in Höhe von 1.500 Euro zur Verfügung.
Die wöchentlichen Treffen finden donnerstags ab 16.45 Uhr im Erdgeschoss des "Hauses Dietrichsroth", Taunusstraße 54, statt. Wer das Ensemble verstärken und mitsingen möchte, kann sich unter der Rufnummer (0160) 94772923 bei der "Bürgerhilfe" melden.
Parallel zu diesem Chorprojekt zeichnet die "Bürgerhilfe" ab sofort auch für die regelmäßig stattfindenden Nachmittage mit "Schmidtchen Schleicher" verantwortlich. Diese finden unter dem Motto "Komm, tanz mit mir" im "Haus Dietrichsroth" statt - ein unterhaltsames Angebot für alle tanzfreudigen Senioren, ob Bewohner, Angehörige oder Gäste. Der nächste Tanztee lockt am Dienstag (28. April) von 15.30 bis 17.30 Uhr. (jh)