Jeder kann zum Pflegefall werden Drucken
Die Dreieicher Bürgerhilfe wirbt um Spenden und neue Mitglieder


Von Claudia Arthen


Dreieich. Die Krise ist überwunden, nun geht es voller Optimismus weiter. Das ist die Botschaft, die der Vorstand der Bürgerhilfe den Mitgliedern beim Neujahrsempfang in der Alten Bergmühle in Dreieichenhain vermitteln wollte. Ende 2005 stand der Verein am Rande der Pleite, musste die Trägerschaft der Seniorenwohnanlage Haus Dietrichsroth an die Johanniter Sozialdienste GmbH übergeben und ist seither mit zehn Prozent an der neuen Betriebsgesellschaft beteiligt.


Vorsitzender Thomas Löw sprach rückblickend von einer ?schweren Zeit der finanziellen Probleme? und von einer ?in der Geschichte der Stadt Dreieich nahezu beispiellosen, parteiübergreifenden Zusammenarbeit?. Durch viel persönliches Engagement sei es gelungen, das Haus zu erhalten, wobei die Bewohner wenig von den Turbulenzen mitbekommen hätten. Der Rechtsanwalt aus Dreieich ist seit einem Jahr neuer Vorsitzender der Bürgerhilfe, die 1971 von engagierten Bürgern zum Bau eines Altenpflegeheims gegründet wurde. 1977 wurde Haus Dietrichsroth eröffnet, 1996 ging das Haus im Hayn als Heim für Betreutes Wohnen in Betrieb. Beide stehen nun unter der Trägerschaft der Johanniter, die Löw als ?erfahrene Partner? lobte. Die Bürgerhilfe wolle sich jetzt mit vereinfachten und schlanken Vereinsstrukturen? als gemeinnütziger Förderverein neuen Aufgaben widmen.


Der Verein hat im vergangenen Jahr rund 8000 Euro unter anderem für eine Aromatherapie, eine Aufstehhilfe und Übungsmaterial zur Sturzprophylaxe ausgegeben. Für das angebrochene Jahr 2007 hat die Bürgerhilfe zugesichert, eine zusätzliche Arbeitskraft für die Beschäftigungstherapie zu fördern. ?Die Heimleitung hat weitere Wünsche geäußert, die wir gerne erfüllen würden?, sagte Löw. Dazu zählten zum Beispiel Musiksessel mit OD-Spieler, Matratzen zur Druckentlastung und Geräte zum Snoezeln. Beim Snoezeln, das aus dem Holländischen stammt und ?Schnüffeln? oder ?Dösen? bedeutet, sollen die Sinne angeregt werden. Vor allem die bettlägrigen Bewohnern sollen damit zur Ruhe kommen und sich entspannen.


Bei der Finanzierung all dieser Vorhaben ist die Bürgerhilfe auf Spenden angewiesen, die bei verschiedenen Veranstaltungen und Aktionen gesammelt werden sollen. Unter anderem ist eine Feier zum 30-jährigen Bestehen des Hauses Dietrichroth geplant. Der Termin steht noch nicht fest. Auch eine CD mit Dreieicher Heimatliedern wird demnächst erscheinen. Der Erlös aus dem Verkauf fließt zu 100 Prozent dem Verein zu.


Am liebsten wäre es dem Vorsitzenden jedoch, wenn möglichst viele Bürger die Mitgliedschaft der Bürgerhilfe beantragen würden. ?Werden Sie Mitglied und unterstützen Sie damit die Bewohner des Hauses Dietrichsroth und Haus im Hayn?, appellierte Löw an die Gäste des Neujahrsempfangs. Pflegebedürftigkeit könne schließlich jeden jederzeit treffen. Die finanzielle Situation der Sozial- und Pflegekassen werde durch die steigende Zahl von alten Menschen kontinuierlich schlechter, während die finanzielle Unterstützung der Träger von Altenhilfe-Einrichtungen immer geringer werde. Oft könne deswegen nur noch eine Grundbetreuung gewährleistet werden, bedauerte Löw. Die Bürgerhilfe wolle dem durch eine ehrenamtliche Tätigkeit der Vereinsmitglieder entgegenwirken.


Zumindest einer reagierte spontan auf den Appell: Hartmut Honka, seit Herbst 2006 Landtagsabgeordneter für die CDU in Wiesbaden, überreichte dem Vorsitzenden das ausgefüllte Mitgliedsformular.